Harald
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« Antwort #7 am: 19 Oktober 2006, 17:53:21 » |
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Ich versuche es derzeit über einen variablen %Satz, der das Risiko pro Trade bestimmt. In dem man diesen Risikobetrag durch das Risiko pro Einheit (Kaufkurs – Stoppkurs) dividiert, bekommt man die zu handelnde Stückzahl. Die Gebühren sollten der Genauigkeit halber berücksichtigt werden. Die Höhe des %Satzes hängt ab vom Verlauf der Kapitalkurve, der Trefferquote und dem Drawdown. Tests mit Excel hierzu brachten Ergebnisse, die zumindest vorsichtigen Optimismus bei mir aufkommen lassen.
Zu den in der Umfrage aufgeführten Beispielen möchte ich bemerken:
Kelly
Mit Kelly ins Kasino hm…. Die Werte, die in die in die Formel eingesetzt wurden, stammen jedenfalls nicht vom Roulette. Nehmen wir z.B. mal die einfachen Chancen ( Schwarz oder Rot) TQ= 18/37= 0,4865. Auszahlung= 1 (bedeutet Auszahlung = Einsatz) , nennt man glaube ich auch Return to Risk. Erwartungswert dieser Spielweise pro € Einsatz: 0,4865*1€-(1-0,4865)*1€ = -0,027€, also rund -3Cent.
Positionsgröße laut Kelly: ((1/1+1)* 0,4865-1) / (1/1)= -0,027. Zwei Dinge werden hier klar:
1. Für Strategien, die einen negativen Erwartungswert aufweisen (also Verluste produzieren), gibt es kein vernünftiges MM – man sollte sie überhaupt nicht spielen oder traden.
2. Wer langfristig mittels Kasino Geld verdienen will, sollte selber eines eröffnen. Auch bei positivem Erwartungswert ist größte Vorsicht geboten, was den Einsatz der Kelly Formel angeht. Gerade ein Münzwurfspiel lässt sich mit Excel wunderbar simulieren, was jeder, der sich für MM interessiert, unbedingt einmal probieren sollte. Spielt man z.B. einige Male 100 Durchgänge, bekommt man völlig unterschiedliche Ergebnisse – von der Vervielfachung des Anfangskapitals bis hin zur Pleite. Einen solchen Algorithmus kann man unmöglich für den Einsatz an der Börse empfehlen, zumal hier das Verhältnis von Gewinn zu Verlust nicht feststeht, wie beim Münzwurfbeispiel.
Optimal f
Hier verhält es sich ähnlich wie bei Kelly. Optimal f zielt allein auf die Maximierung des Kapitals ab, ohne dabei das Risiko zu berücksichtigen. Wer mit Drawdowns > 50% leben kann, sollte Optimal f verwenden. In der Praxis also nur für Leute ohne Sinn für Gefahren zu gebrauchen, wie Berufsgeisterfahrer oder S-Bahnsurfer. Außerdem wird dabei die vergangene Kapitalkurve (Drawdown) zugrunde gelegt, auf die optimiert wird. Wenn sich die Dinge ändern und der künftige DD höher als der bisherige ausfällt, kann man so leicht ins offene Messer laufen. Wer also im Spiel bleiben möchte, darf Optimal f nicht ohne Einschränkung verwenden.
Fester % Satz
Diese Methode ist meiner Ansicht nach die einzige Möglichkeit, die in die richtige Richtung geht. Hier wird nämlich, im Unterschied zu anderen Methoden, das Risikomanagment gleich mit einbezogen. Und das ist wichtig, denn vor der Wahrnehmung einer Chance kommt meiner Meinung nach die Festlegung des Risikos. Nur so lässt sich verhindern, dass man zuviel verliert. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei diesem Algorithmus die Positionsgröße mit dem Kapital kontinuierlich wächst bzw. fällt. Wenn es gut läuft, riskiert man mehr, wenn es schlecht läuft, weniger. Das entspricht dem Anti Martingale Ansatz und stellt einen gewissen Schutz dar, um in Verlustphasen nicht zuviel zu verlieren. Gleichzeitig hat man in Gewinnphasen einen höheren Zuwachs, als das bei konstanten Einsätzen der Fall wäre. Trotzdem kann man auch hier nach Verbesserungen suchen, z.B. mit einem Variablen % Satz.
Zu den anderen Methoden kann ich nur sagen, dass sie keine besonderen Vorteile zu bieten scheinen. Welchen Sinn soll es z.B. haben, eine bestimmte Stückzahl vorzuschreiben? Das ist mit Aktien unmöglich zu verwirklichen, weil es hier natürlich große Preisunterschiede gibt. Bisher konnte mir niemand erklären, was daran vernünftig sein soll.
Gruß
Harald
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