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Expertenrunde => Risk & Moneymanagement => : Harald 23 October 2006, 15:46:43



: Fragen, auf die ich zu gerne eine Antwort hätte
: Harald 23 October 2006, 15:46:43
Hallo,

ist ja ziemlich still geworden hier.... Ich hoffe, dass noch genug Interessierte mitlesen. Zu folgenden Fragen finde ich einfach keine Antwort:

Oft wird behauptet, die Trefferquote spiele nur eine untergeordnete Rolle, vielmehr komme es auf das Verhältnis von Gewinnen zu Verlusten an. Diese Aussage ist fragwürdig, wenn man sich die Berechnung des Profitfaktors anschaut: 
Anzahl Treffer/Anzahl Verlierer * durchschnittlicher Gewinn/durchschnittlicher Verlust
Es wird deutlich, dass die Trefferquote mathematisch die gleiche Rolle spielt wie das Verhältnis von Gewinnen zu Verlusten. Wie begründet sich also die Aussage, es käme nicht auf die Anzahl der erfolgreichen Trades an? Es kann nur bedeuten, dass sich im Zuge einer schlechteren TQ das Gewinn/Verlustverhältnis überproportional verbessert. Wie aber ist das möglich? Wie kommen überhaupt Systeme zustande, die z.B. eine TQ von lediglich 40% aufweisen und dabei ein Gewinn/Verlustverhältnis von 5 haben?

Um die Wichtigkeit von MM zu unterstreichen, werden gerne Performance Kurven verglichen. Es zeigen sich dann oft deutliche Unterschiede in den Kapitalkurven und diejenige, die am besten abschneidet, wird mit erfolgreichem MM in Verbindung gebracht.
Wie reproduzierbar sind solche Ergebnisse? Kann es nicht sein, dass das MM-System mit der besten Performance beim nächsten Test mit anderen Daten versagt? Verhält es sich nicht ähnlich wie bei einem Einstiegssignal, welches leicht modifiziert weit bessere Ergebnisse bringt, aber keine Stabilität aufweist, sondern immer wieder angepasst werden muß? Kurz: Hat MM, entgegen allen Aussagen, nicht auch etwas mit Prognose zu tun? 


Vielleicht hat ja jemand Antworten oder Anregungen dazu..

Gruß

Harald   


: Re: Fragen, auf die ich zu gerne eine Antwort hätte
: Mike C. Kock 25 October 2006, 10:28:44

Oft wird behauptet, die Trefferquote spiele nur eine untergeordnete Rolle, vielmehr komme es auf das Verhältnis von Gewinnen zu Verlusten an. Diese Aussage ist fragwürdig, wenn man sich die Berechnung des Profitfaktors anschaut: 
Anzahl Treffer/Anzahl Verlierer * durchschnittlicher Gewinn/durchschnittlicher Verlust
Es wird deutlich, dass die Trefferquote mathematisch die gleiche Rolle spielt wie das Verhältnis von Gewinnen zu Verlusten. Wie begründet sich also die Aussage, es käme nicht auf die Anzahl der erfolgreichen Trades an? Es kann nur bedeuten, dass sich im Zuge einer schlechteren TQ das Gewinn/Verlustverhältnis überproportional verbessert. Wie aber ist das möglich? Wie kommen überhaupt Systeme zustande, die z.B. eine TQ von lediglich 40% aufweisen und dabei ein Gewinn/Verlustverhältnis von 5 haben?


Hallo Harald,

vielleicht liegt der Denkfehler an diesen zwei Punkten:
1. beim Ratio Gewinner/Verlierer gibt es prozentual ausgedrückt immer ein Maximum 100%. Die Anzahl der Trades können also sich nicht verändern.
2. das Ratio Gewinn zu Verlust kann aber beeinflußt werden. Enge Stops bedeuten geringere Verluste für den einzelnen Trade aber gleichzeitig eine längere DrawDown Phase mit mehr Verlierer Trades. Lasse ich aber nun Trendfolgend meinen Gewinn laufen, dann erhöht sich mein Zähler bei diesem Ratio (bei kleinerem Nenner).

Gerade bei den klassischen Trendfolgern siehst man dies sehr oft. Nur 3-4 von 10 Trades sind Gewinner und doch sind diese Systeme langfristig seht stabil. Der Grund liegt im Ratio Gewinn/Verlust.

Vielleicht konnte ich Dir etwas weiter helfen.


: Re: Fragen, auf die ich zu gerne eine Antwort hätte
: Mike C. Kock 25 October 2006, 11:33:23
Hallo,

Um die Wichtigkeit von MM zu unterstreichen, werden gerne Performance Kurven verglichen. Es zeigen sich dann oft deutliche Unterschiede in den Kapitalkurven und diejenige, die am besten abschneidet, wird mit erfolgreichem MM in Verbindung gebracht.
Wie reproduzierbar sind solche Ergebnisse? Kann es nicht sein, dass das MM-System mit der besten Performance beim nächsten Test mit anderen Daten versagt? Verhält es sich nicht ähnlich wie bei einem Einstiegssignal, welches leicht modifiziert weit bessere Ergebnisse bringt, aber keine Stabilität aufweist, sondern immer wieder angepasst werden muß? Kurz: Hat MM, entgegen allen Aussagen, nicht auch etwas mit Prognose zu tun?  

Ja, MM ist eine Prognose in die Zukunft, den sie wird auf eine noch "nicht vorhandene" Zukunft nach dem Risikomanagement oben drauf gesetzt.
Was ich aber sehr gut aus der Vergangenheit erkennen kann, sind folgende Punkte :

  • Vergleich der verschiedenen MM in DrawDown Phasen
  • Gewinnzuwachs - in Gewinnphasen, Risiko-Rückschlagpotential


der Rest ist wirklich hoffen auf den richtigen Moment des Einstieges mit der Strategie. Wenn gleich der DrawDown anfängt, dann ist Risikomanagement der entscheidene Punkt und nicht die Höhe eines Wunschergebnisses - da sind wir wirklich einer Meinung.



: Re: Fragen, auf die ich zu gerne eine Antwort hätte
: Harald 26 October 2006, 23:55:43
Hallo Mike,

danke für die Antwort.

1. beim Ratio Gewinner/Verlierer gibt es prozentual ausgedrückt immer ein Maximum 100%. Die Anzahl der Trades können also sich nicht verändern.

Zusammengenommen sind es natürlich 100%. Aber man könnte ja versuchen, die Zahl der Gewinntrades zu erhöhen und würde damit natürlich gleichzeitig weniger Verlusttrades haben. Aber es stimmt schon... wenn ich eine TQ von 50% habe und 80% erreichen möchte, ist das wahrscheinlich nicht zu schaffen. Dagegen hat man mehr Möglichkeiten, das Gewinn/Verlust Verhältnis zu verbessern.

Zurzeit mache ich hauptsächlich Simulationen und da kam mir die Idee, dass es ja im Grunde genommen keine Rolle spielt, wie sich der Erwartungswert einer Strategie zusammensetzt. In der Praxis sieht es aber anders aus, das leuchtet mir jetzt ein.

Dazu habe bestimmt noch weitere Fragen ::)

Gruß

Harald


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